Befristete Beschäftigung: Neuer Höchststand bei befristeten Arbeitsverträgen
Jeder zwölfte Arbeitnehmer in Deutschland hatte im vergangenen Jahr einen befristeten Arbeitsvertrag. Mit rund 3,15 Millionen Befristungen sei 2017 ein neuer Höchststand erreicht worden. Das ergibt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die am 3.7.2018 bekannt wurde. Bei der Hälfte der befristeten Verträge gab es keinen sachlichen Grund dafür. Allerdings bekam knapp die Hälfte danach eine Festanstellung. 2009 war es noch nicht einmal ein Drittel.
Rekordhoch von rund 3,15 Millionen Befristungen
Die Zahl der Beschäftigten in Deutschland mit einem nur befristeten Arbeitsvertrag wird immer größer. Sie stieg 2017 laut einer veröffentlichten Studie auf ein Rekordhoch von rund 3,15 Millionen. Das war jeder zwölfte aller rund 38 Millionen Beschäftigten, wie aus Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht.
Im ersten Halbjahr 2017 waren 42 Prozent der Vertragsänderungen bei Befristungen auf innerbetriebliche Dauerbeschäftigung zurückzuführen. Im Krisenjahr 2009 seien es knapp 30 Prozent gewesen. 33 Prozent der auslaufenden befristeten Verträge wurden verlängert und 25 Prozent beendet. Übernahmen in unbefristete Beschäftigung scheinen eher bei sachgrundlosen Befristungen zu erfolgen. Allerdings macht diese Option pauschale Befristungen überhaupt erst möglich, heißt es in der Presseerklärung. Fast 1,6 Millionen Verträge waren im Jahr 2017 nach betrieblichen Angaben sachgrundlos befristet, also etwa jeder zweite befristete Vertrag.
In der Studie wird davor gewarnt, bei der geplanten Eindämmung der Befristung Arbeitsplätze zu riskieren. Denn im ungünstigsten Fall hätten einige der betroffenen Arbeitnehmer statt eines befristeten Vertrags keinen Arbeitsvertrag mehr, heißt es. Die von der Koalition geplante Regulierung beträfe nach den IAB-Berechnungen 360.000 bis 840.000 sachgrundlos befristete Verträge.
Instrument zur Rekrutierung
Bislang ist offen, wann der Bundesarbeitsminister einen Gesetzentwurf vorlegt. Er werde dies „innerhalb eines Jahres anpacken“, kündigte der SPD-Politiker im Juni an. Arbeitgeber sehen das Vorhaben sehr kritisch, da sie um ihre Flexibilität in der Personalpolitik fürchten. Bei fast jeder zweiten Neueinstellung (43,5 Prozent) wird der Vertrag befristet. Zeitverträge seien ein „relevantes Rekrutierungsinstrument, aber immer seltener ein Instrument zur Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen“, heißt es in der Studie.
Politische Forderungen
Im Koalitionsvertrag hatte die SPD durchgesetzt, dass ohne sachlichen Grund befristete Arbeitsverträge künftig nur noch 18 statt 24 Monate dauern dürfen. Innerhalb dieser Zeit soll nur einmal statt dreimal eine Verlängerung möglich sein. Zudem sollen Arbeitgeber mit mehr als 75 Beschäftigten höchstens noch 2,5 Prozent davon sachgrundlos befristet anstellen. Bundesfinanzminister Scholz (SPD) hatte die Länder zuletzt aufgefordert, die sachgrundlose Befristung von Beschäftigten zu beenden.
Keine sachgrundlosen Befristungen mehr beim Land Berlin
Das Land Berlin machte den Anfang. Der rot-rot-grüne Senat beschloss, künftig im öffentlichen Dienst und bei Betrieben, an denen das Land mehrheitlich beteiligt ist, keine solchen Arbeitsverträge mehr abzuschließen, wie die Senatsverwaltung für Finanzen mitteilte. Die Landesregierung folgte damit einer Aufforderung des Abgeordnetenhauses vom November 2017.