13.05.2024

Arbeitsfrust und Dienst nach Vorschrift

Die Arbeitsmoral in deutschen Unternehmen lässt nach. Dies zeigt eine aktuelle Studie der Pronova BKK. Für die Studie „Arbeiten 2023“ wurden im November 2023 insgesamt 1.204 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ab 18 Jahre online befragt.

grübelnde Büroangestellte

Unter den Mitarbeitenden besteht generell eine hohe Unzufriedenheit im Arbeitsleben. 45 Prozent der Beschäftigten leisteten im vergangenen Jahr lediglich Dienst nach Vorschrift. Etwa ein Drittel, ca. 30 Prozent, hat bereits innerlich gekündigt. Als Hauptgründe gaben die Befragten, überwiegend Angehörige der Generation Z, Überlastung, zu geringe Bezahlung, fehlende Wertschätzung und belastende Arbeitszeiten an. Ein großes Problem stellt die „innere Kündigung“ oder das „quiet quitting“ dar. Jeweils fast die Hälfte der Befragten kennt Mitarbeitende, die zu diesen Fällen zählen und die etwa 47 bzw. 45 Prozent ausmachen.

Von der inneren Kündigung bis zum Ghosting

Bei einer inneren Kündigung geht es um Beschäftigte, die gedanklich bereits bei einem anderen Arbeitgeber sind und nur deshalb noch nicht gekündigt haben, weil sie noch keinen neuen passenden Arbeitgeber gefunden haben. Im Fall des „quiet quitting“ leisten Mitarbeitende nur noch einen minimalen Arbeitseinsatz. Sie lehnen es ab, über das Erwartete hinauszugehen oder Überstunden zu leisten. Knapp ein Drittel, 32 Prozent, der Befragten sind dem „Rage Applying“ zuzuordnen oder kennen jemanden der danach handelt. Hier bewerben sich frustrierte Arbeitnehmende massenhaft bei anderen Arbeitgebenden und versuchen, so ihre Chancen auf einen Wechsel zu erhöhen.

Ein weiteres Phänomen ist das „Ghosting“. Hiervon ist etwa ein Viertel (27 Prozent) der Befragten betroffen bzw. sie kennen jemanden. Zu diesen Fällen zählen Beschäftigte, die sich bei einem Arbeitgeber bewerben, sich aber trotz dessen Rückmeldung anschließend nicht mehr bei ihm melden. Hauptauslöser für diese Verhaltensweisen sind vor allem Überlastung mit 70 Prozent, zu geringe Bezahlung 69 Prozent, fehlende Wertschätzung 68 Prozent und belastende Arbeitszeiten mit 68 Prozent.

Sinkende Motivation bei der Generation Z

Besonders die Generation Z ist unter diesen Fällen vertreten. Zu ihnen zählen junge Arbeitnehmende unter 30 Jahren. Sie zeigen eine höhere Neigung zur inneren Kündigung (29 Prozent vs. 22 Prozent gesamt) und zum quiet quitting (19 Prozent vs. 15 Prozent gesamt). Auch Ghosting wird von den 18- bis 29-Jährigen häufiger als von allen Befragten praktiziert (15 Prozent vs. 10 Prozent).

Anstieg der Kündigungen zum Vorjahr

Darüber hinaus sind die Zahlen der Kündigungen generell gestiegen. Jüngere Mitarbeitende haben aus eigenem Antrieb in 2023 zu 7 Prozent häufiger gekündigt als ein Jahr zuvor. Auch hier liegen die Hauptgründe für den Jobwechsel ähnlich: schlechtes Arbeitsklima (36 Prozent), fehlende Wertschätzung (35 Prozent) und geringe Bezahlung (34 Prozent).

Autor*in: Andrea Brill (Andrea Brill ist Pressereferentin und Fachjournalistin.)