DIN 18195 Abdichtung von Bauwerken – Begriffe
Die DIN 18195 regelte seit 1983 die Ausführung von Bauwerksabdichtungen und wurde seit Juli 2017 in die Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535 überführt.
Die Norm DIN 18195 im Überblick
Die DIN 18195 regelte seit 1983 die Ausführung von Bauwerksabdichtungen zum Schutz gegen:
- Bodenfeuchtigkeit (DIN 18195-4)
- nicht drückendes Wasser (DIN 18195-5)
- von außen drückendes Wasser (DIN 18195-6)
- von innen drückendes Wasser (DIN 18195-7).
Sie gilt auch für die Abdichtung intensiv begrünter Dachflächen.
Die Abdichtung nicht genutzter und extensiv begrünten Dachflächen wird durch die DIN 18195 jedoch nicht geregelt. Die Ausführung der Abdichtung dieser Flächen regelte seit 1991 die DIN 18531.
Die Norm hielt mit der fortschreitenden technischen Entwicklung nicht stand. Mittlerweile sind einheitliche Abdichtungsverfahren und einheitliche Stoffe für alle Bauaufgaben überholt.
Die Inhalte der DIN 18195 werden fortan entsprechend ihrer Anwendungsbereiche in eigenständigen Normen gefasst. Die Orientierung an Abdichtungsaufgaben bzw. an Bauteilen soll dazu führen, dass die Aufnahme neuer Stoffe vereinfacht wird und sich die Norm somit schneller an aktuelle technische Entwicklungen im Abdichtungssektor anpassen lässt.
Die DIN 18195: GliederungDie ehemalige DIN 18195 bestand aus folgenden Teilen: – Teil 1: Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der Abdichtungsarten |
Neue Normenreihe
Die DIN 18195 wurde in die Normenreihe DIN 18531 ff. mit folgenden Einzelnormen überführt:
- DIN 18531, Abdichtung von nicht genutzten und genutzten Dächern sowie Abdichtung von Balkonen Loggien und Laubengängen,
- DIN 18532, Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton,
- DIN 18533, Abdichtung von erdberührten Bauteilen,
- DIN 18534, Abdichtung von Innenräumen und
- DIN 18535, Abdichtung von Behältern und Becken.
Die neuen Normen traten am 1. Juli 2017 in Kraft. Zeitgleich wurde die DIN 18195 sowie das Beiblatt 1 zur DIN 18195 zurückgezogen.
Grafischer Überblick
Die neue Gliederung der Abdichtungsnormen fasst das folgende Schema zusammen:
Bild 1: Neugliederung der Abdichtungsnormen
Einen grafischen Überblick bietet die folgende Abbildung:
Bild 2: Grafische Übersicht der Anwendungsbereiche nach der Neugliederung der Abdichtungsnormen
In der neuen DIN 18195 finden sich nunmehr sämtliche Begriffsdefinitionen sowie die Definition verwendeter Abkürzungen und Bezeichnungen.
Neu hinzugekommen ist das Beiblatt 2. Dieses enthält Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der Schichtdicken von flüssig zu verarbeiteten Abdichtungsstoffen. Beschrieben werden Maßnahmen für die Prüfung der Nassschichtdicke und die Prüfung der Trockenschichtdicke.
DIN 18195 Begriffe
Abdichtungen sind bautechnische Maßnahmen, um Bauwerke oder Bauteile gegen das Eindringen von Wasser schützen. Die Abdichtungsbauart beschreibt den stofflichen und konstruktiven Aufbau der Abdichtung, während die Abdichtungsbauweise die Anordnung der Abdichtung innerhalb des Bauwerks bzw. dem Bauteil beschreibt.
Grundlegende Begriffe
Begriff | Erläuterung |
Abdichtungslage | flächiges Gebilde, bestehend aus einer Bahn oder in einem oder mehreren Aufträgen flüssig aufzubringende Abdichtungsstoffe |
Abdichtungsschicht | flächiges Gebilde aus einer oder mehreren, im Verbund miteinander hergestellten Abdichtungslagen |
Abdichtungssystem | Komponenten einer Abdichtungsbauart, die im fertigen Zustand die Abdichtung gemäß den Vorgaben des Systemanbieters ergeben |
Bodenfeuchte | lediglich kapillar gebundenes Wasser im Boden |
drückendes Wasser | Wasser, welches auf die Abdichtung einen hydrostatischen Druck erzeugt |
Eintauchtiefe | Höhendifferenz zwischen der tiefsten abzudichtenden Bauteilfläche und dem Bemessungswasserstand |
feuchteempfindliche Stoffe | Stoffe, die sich bei Einwirkung von Flüssigkeiten nachteilig verändern |
feuchteunempfindliche Stoffe |
Stoffe, die sich bei Einwirkung von Flüssigkeiten nicht nachteilig verändern |
Füllhöhe | maximal zulässiger Füllstand in einem Behälter; diese wird ab dem tiefsten Niveau des Behälterbodens gemessen |
Füllwasser | Wasser in einem Behälter, welches auf die Abdichtung einen hydrostatischen Druck erzeugt |
Gefälle | Neigung einer Fläche gegen die Waagerechte |
Hinterläufigkeit | Eindringen von Wasser am Rand einer Abdichtung |
nicht drückendes Wasser | durch die Schwerkraft abfließendes Niederschlagsund / oder Brauchwasser, welches an der Abdichtung keinen oder nur einen geringen hydrostatischen Druck erzeugt |
Nutzung und Nutzungsklasse | Die Nutzung beschreibt die Art, Häufigkeit und Intensität der äußeren Einwirkungen auf eine abgedichtete Fläche; die klassifizierte Unterscheidung nennt man Nutzungsklasse |
Nutzungsdauer | unter gegebenen Einwirkung- und Nutzungsbedingungen und unter Beachtung notwendiger Instandhaltungsmaßnahmen zu erwartende Zeit, in der die Abdichtung die geforderten Eigenschaften aufweist |
Nutzungstemperatur | auf die Abdichtungsschicht einwirkende, planmäßige Temperatur |
Plane | aus einzelnen Bahnen werkseitig gefertigte Abdichtungslage |
Raumnutzung und Raumnutzungsklasse | die Raumnutzung beschreibt die Nutzung von Bauteilen unter oder hinter abgedichteten Flächen; die qualifizierte Unterscheidung wird Raumnutzungsklasse genannt |
Riss und Rissklasse | ein Riss bezeichnet einen Spalt in einem Bauteil, der durch Spannungen entstanden ist; die qualifizierte Unterscheidung wird Rissklasse genannt |
Rissüberbrückung und Rissüberbrückungklasse |
Rissüberbrückung beschreibt die Fähigkeit einer Abdichtung, einem entstehenden Riss bzw. sich aufweitenden Riss so weit standzuhalten, dass ihre Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt wird; die qualifizierte Unterscheidung wird Rissüberbrückungklasse genannt |
Sonderkonstruktionen | Konstruktionen, die in der Norm nicht geregelt sind |
Untergrund | Bauteil, auf dem die Abdichtung aufgebracht wird |
Unterläufigkeit | Eindringen und Verteilung von Wasser unterhalb einer Abdichtung |
Wasserdichtheit | kein Wasserdurchtritt durch ein Bauteil |
Wassereinwirkung und Wassereinwirkungsklasse |
Wassereinwirkung auf das abzudichtende Bauteil; die klassifizierte Unterscheidung wird Wassereinwirkungsklasse genannt |
Wasserundurchlässigkeit | Wasserdurchtritt durch ein Bauteil, der auf ein für dieses und die Nutzung unschädliches Maß reduziert ist |
Zuverlässigkeit | wahrscheinlichkeitsbehaftete Fähigkeit einer Maßnahme, die an die Abdichtung gestellten Anforderungen für die geplante Nutzungsdauer zu erfüllen |
Bauteile und Baukonstruktionen
Begriff | Erläuterung |
Ausgleichsschicht oder Flächenausgleich | Schicht, die zum Höhenausgleich und/oder zum Ausgleich von Unebenheiten eingebracht wird |
Balkon | zum Aufenthalt von Personen bestimmte, aus der Fassade herausragende Plattform über Geländeniveau, die nicht über genutzten Bauteilen liegt |
Begrünung | Unterschieden wird zwischen Extensivbegrünung (sich weitgehend selbsterhaltende Bepflanzung mit geringem Anspruch an den Vegetationsaufbau) und Intensivbegrünung (Bepflanzung mit hohem Anspruch an den Vegetationsaufbau und die Pflege) |
Behälter oder Becken | Bauteil oder Bauwerk zur dauerhaften Aufnahme von Flüssigkeiten |
Belag | Bauteilschicht(-en) oberhalb der Abdichtung |
Bodenplatte | flächiger unterer Abschluss eines Bauwerkes, an Erdreich angrenzend |
Dach | Oberer, luftseitiger Abschluss eines Bauwerkes |
Dachterrasse | zum Aufenthalt von Personen bestimmte Dachfläche über genutzten Bauteilen oder Räumen |
direkt genutzte Abdichtung | Abdichtungsschicht, die direkt oder über eine integrierte Nutzschicht nutzungsbedingten Einwirkungen unterliegt |
Freideck | nicht wärmegedämmtes, im Freien liegendes Parkdeck |
Gefälleschicht | zur Herstellung eines Gefälles aufgebrachte Schicht |
Hilfsstoff | Stoff, der für die Ausführung einer Abdichtungsbauart zusätzlich erforderlich ist |
Hofkellerdecke | Decke über einem Kellergeschoss, die befahren werden kann |
Indirekt genutzte Abdichtung | Abdichtungsschicht auf genutzten Flächen, die über eine zusätzliche Nutz- und Schutzschicht verfügt (zum Beispiel Abdichtungssystem aus flüssig zu verarbeitenden Stoffen mit Deckversieglung) |
Lastverteilungsschicht | Schicht oberhalb einer Abdichtung, die bei Bauweisen in Kombination mit einer Wärmedämmung zur Verteilung von Lasten dient |
Laubengang | zur Erschließung mehrerer Nutzungseinheiten bestimmte, aus der Fassade herausragende Plattform über Geländeniveau, die nicht über genutzten Bauteilen liegt |
Loggia | zum Aufenthalt von Personen bestimmte, teilweise oder ganz hinter die Fassade zurückspringende Plattform über Geländeniveau, die nicht über genutzten Bauteilen liegt |
Oberflächenschutz | zum Schutz vor mechanischen, atmosphärischen und/oder thermischen Einwirkungen aufgebrachte Schicht auf einer Abdichtung |
Parkdeck | durch fahrende oder ruhende Fahrzeuge genutzte Geschossdecke eines Parkhauses (zum Parken genutztes Bauwerk) |
Spindel | Spiralförmige Rampe zur Verbindung von zwei oder mehreren Parkdecks |
Tragkonstruktion | planmäßig statisch tragende Konstruktion bzw. Unterkonstruktion |
Wartungsweg | Fläche innerhalb einer nicht genutzten Fläche, die zu Wartungszwecken betreten werden kann |