29.03.2021

DIN 18195 Abdichtung von Bauwerken – Begriffe

Die DIN 18195 regelte seit 1983 die Ausführung von Bauwerksabdichtungen und wurde seit Juli 2017 in die Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535 überführt.

DIN 18195

Die Norm DIN 18195 im Überblick

Die DIN 18195 regelte seit 1983 die Ausführung von Bauwerksabdichtungen zum Schutz gegen:

  • Bodenfeuchtigkeit (DIN 18195-4)
  • nicht drückendes Wasser (DIN 18195-5)
  • von außen drückendes Wasser (DIN 18195-6)
  • von innen drückendes Wasser (DIN 18195-7).

Sie gilt auch für die Abdichtung intensiv begrünter Dachflächen.

Die Abdichtung nicht genutzter und extensiv begrünten Dachflächen wird durch die DIN 18195 jedoch nicht geregelt. Die Ausführung der Abdichtung dieser Flächen regelte seit 1991 die DIN 18531.

Die Norm hielt mit der fortschreitenden technischen Entwicklung nicht stand. Mittlerweile sind einheitliche Abdichtungsverfahren und einheitliche Stoffe für alle Bauaufgaben überholt.

Die Inhalte der DIN 18195 werden fortan entsprechend ihrer Anwendungsbereiche in eigenständigen Normen gefasst. Die Orientierung an Abdichtungsaufgaben bzw. an Bauteilen soll dazu führen, dass die Aufnahme neuer Stoffe vereinfacht wird und sich die Norm somit schneller an aktuelle technische Entwicklungen im Abdichtungssektor anpassen lässt.

Die DIN 18195: Gliederung

Die ehemalige DIN 18195 bestand aus folgenden Teilen:

– Teil 1: Grundsätze, Definitionen, Zuordnung der Abdichtungsarten
– Teil 2: Stoffe
– Teil 3: Anforderungen an den Untergrund und Verarbeitung der Stoffe
– Teil 4: Abdichtungen gegen Bodenfeuchte (Kapillarwasser, Haftwasser) und nichtstauendes Sickerwasser an Bodenplatten und Wänden, Bemessung und Ausführung
– Teil 5: Abdichtungen gegen nichtdrückendes Wasser auf Deckenflächen und in Nassräumen, Bemessung und Ausführung
– Teil 6: Abdichtungen gegen von außen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser, Bemessung und Ausführung
– Teil 7: Abdichtungen gegen von innen drückendes Wasser, Bemessung und Ausführung
– Teil 8: Abdichtungen über Bewegungsfugen
– Teil 9: Durchdringungen, Übergänge, An- und Abschlüsse
– Teil 10: Schutzschichten und Schutzmaßnahmen
– Beiblatt 1: Beispiele für die Anordnung der Abdichtung
– Teile 100 und 101: Vorgesehene Änderungen

Neue Normenreihe

Die DIN 18195 wurde in die Normenreihe DIN 18531 ff. mit folgenden Einzelnormen überführt:

  • DIN 18531, Abdichtung von nicht genutzten und genutzten Dächern sowie Abdichtung von Balkonen Loggien und Laubengängen,
  • DIN 18532, Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton,
  • DIN 18533, Abdichtung von erdberührten Bauteilen,
  • DIN 18534, Abdichtung von Innenräumen und
  • DIN 18535, Abdichtung von Behältern und Becken.

Die neuen Normen traten am 1. Juli 2017 in Kraft. Zeitgleich wurde die DIN 18195 sowie das Beiblatt 1 zur DIN 18195 zurückgezogen.

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Grafischer Überblick

Die neue Gliederung der Abdichtungsnormen fasst das folgende Schema zusammen:

Neue Normenreihe Abdichtung

Bild 1: Neugliederung der Abdichtungsnormen

Einen grafischen Überblick bietet die folgende Abbildung:

DIN 19195 grafischer Überblick

Bild 2: Grafische Übersicht der Anwendungsbereiche nach der Neugliederung der Abdichtungsnormen

In der neuen DIN 18195 finden sich nunmehr sämtliche Begriffsdefinitionen sowie die Definition verwendeter Abkürzungen und Bezeichnungen.

Neu hinzugekommen ist das Beiblatt 2. Dieses enthält Hinweise zur Kontrolle und Prüfung der Schichtdicken von flüssig zu verarbeiteten Abdichtungsstoffen. Beschrieben werden Maßnahmen für die Prüfung der Nassschichtdicke und die Prüfung der Trockenschichtdicke.

DIN 18195 Begriffe

Abdichtungen sind bautechnische Maßnahmen, um Bauwerke oder Bauteile gegen das Eindringen von Wasser schützen. Die Abdichtungsbauart beschreibt den stofflichen und konstruktiven Aufbau der Abdichtung, während die Abdichtungsbauweise die Anordnung der Abdichtung innerhalb des Bauwerks bzw. dem Bauteil beschreibt.

Grundlegende Begriffe

Begriff Erläuterung
Abdichtungslage flächiges Gebilde, bestehend aus einer Bahn oder in einem oder mehreren Aufträgen flüssig aufzubringende Abdichtungsstoffe
Abdichtungsschicht flächiges Gebilde aus einer oder mehreren, im Verbund miteinander hergestellten Abdichtungslagen
Abdichtungssystem Komponenten einer Abdichtungsbauart, die im fertigen Zustand die Abdichtung gemäß den Vorgaben des Systemanbieters ergeben
Bodenfeuchte lediglich kapillar gebundenes Wasser im Boden
drückendes Wasser Wasser, welches auf die Abdichtung einen hydrostatischen Druck erzeugt
Eintauchtiefe Höhendifferenz zwischen der tiefsten abzudichtenden Bauteilfläche und dem Bemessungswasserstand
feuchteempfindliche Stoffe Stoffe, die sich bei Einwirkung von Flüssigkeiten nachteilig verändern
feuchteunempfindliche
Stoffe
Stoffe, die sich bei Einwirkung von Flüssigkeiten nicht nachteilig verändern
Füllhöhe maximal zulässiger Füllstand in einem Behälter; diese wird ab dem tiefsten Niveau des Behälterbodens gemessen
Füllwasser Wasser in einem Behälter, welches auf die Abdichtung einen hydrostatischen Druck erzeugt
Gefälle Neigung einer Fläche gegen die Waagerechte
Hinterläufigkeit Eindringen von Wasser am Rand einer Abdichtung
nicht drückendes Wasser durch die Schwerkraft abfließendes Niederschlagsund / oder Brauchwasser, welches an der Abdichtung keinen oder nur einen geringen hydrostatischen Druck erzeugt
Nutzung und Nutzungsklasse Die Nutzung beschreibt die Art, Häufigkeit und Intensität der äußeren Einwirkungen auf eine abgedichtete Fläche; die klassifizierte Unterscheidung nennt man Nutzungsklasse
Nutzungsdauer unter gegebenen Einwirkung- und Nutzungsbedingungen und unter Beachtung notwendiger Instandhaltungsmaßnahmen zu erwartende Zeit, in der die Abdichtung die geforderten Eigenschaften aufweist
Nutzungstemperatur auf die Abdichtungsschicht einwirkende, planmäßige Temperatur
Plane aus einzelnen Bahnen werkseitig gefertigte Abdichtungslage
Raumnutzung und Raumnutzungsklasse die Raumnutzung beschreibt die Nutzung von Bauteilen unter oder hinter abgedichteten Flächen; die qualifizierte Unterscheidung wird Raumnutzungsklasse
genannt
Riss und Rissklasse ein Riss bezeichnet einen Spalt in einem Bauteil, der durch Spannungen entstanden ist; die qualifizierte Unterscheidung wird Rissklasse genannt
Rissüberbrückung und
Rissüberbrückungklasse
Rissüberbrückung beschreibt die Fähigkeit einer Abdichtung, einem entstehenden Riss bzw. sich aufweitenden Riss so weit standzuhalten, dass ihre Funktionsfähigkeit nicht beeinträchtigt wird; die qualifizierte Unterscheidung wird Rissüberbrückungklasse
genannt
Sonderkonstruktionen Konstruktionen, die in der Norm nicht geregelt sind
Untergrund Bauteil, auf dem die Abdichtung aufgebracht wird
Unterläufigkeit Eindringen und Verteilung von Wasser unterhalb einer Abdichtung
Wasserdichtheit kein Wasserdurchtritt durch ein Bauteil
Wassereinwirkung und
Wassereinwirkungsklasse
Wassereinwirkung auf das abzudichtende Bauteil; die klassifizierte Unterscheidung wird Wassereinwirkungsklasse genannt
Wasserundurchlässigkeit Wasserdurchtritt durch ein Bauteil, der auf ein für dieses und die Nutzung unschädliches Maß reduziert ist
Zuverlässigkeit wahrscheinlichkeitsbehaftete Fähigkeit einer Maßnahme, die an die Abdichtung gestellten Anforderungen für die geplante Nutzungsdauer zu erfüllen

Bauteile und Baukonstruktionen

Begriff Erläuterung
Ausgleichsschicht oder Flächenausgleich Schicht, die zum Höhenausgleich und/oder zum Ausgleich von Unebenheiten eingebracht wird
Balkon zum Aufenthalt von Personen bestimmte, aus der Fassade herausragende Plattform über Geländeniveau, die nicht über genutzten Bauteilen liegt
Begrünung Unterschieden wird zwischen Extensivbegrünung (sich weitgehend selbsterhaltende Bepflanzung mit geringem Anspruch an den Vegetationsaufbau) und Intensivbegrünung (Bepflanzung mit hohem Anspruch an den Vegetationsaufbau und die Pflege)
Behälter oder Becken Bauteil oder Bauwerk zur dauerhaften Aufnahme von Flüssigkeiten
Belag Bauteilschicht(-en) oberhalb der Abdichtung
Bodenplatte flächiger unterer Abschluss eines Bauwerkes, an Erdreich angrenzend
Dach Oberer, luftseitiger Abschluss eines Bauwerkes
Dachterrasse zum Aufenthalt von Personen bestimmte Dachfläche über genutzten Bauteilen oder Räumen
direkt genutzte Abdichtung Abdichtungsschicht, die direkt oder über eine integrierte Nutzschicht nutzungsbedingten Einwirkungen unterliegt
Freideck nicht wärmegedämmtes, im Freien liegendes Parkdeck
Gefälleschicht zur Herstellung eines Gefälles aufgebrachte Schicht
Hilfsstoff Stoff, der für die Ausführung einer Abdichtungsbauart zusätzlich erforderlich ist
Hofkellerdecke Decke über einem Kellergeschoss, die befahren werden kann
Indirekt genutzte Abdichtung Abdichtungsschicht auf genutzten Flächen, die über eine zusätzliche Nutz- und Schutzschicht verfügt (zum Beispiel Abdichtungssystem aus flüssig zu verarbeitenden Stoffen mit Deckversieglung)
Lastverteilungsschicht Schicht oberhalb einer Abdichtung, die bei Bauweisen in Kombination mit einer Wärmedämmung zur Verteilung von Lasten dient
Laubengang zur Erschließung mehrerer Nutzungseinheiten bestimmte, aus der Fassade herausragende Plattform über Geländeniveau, die nicht über genutzten Bauteilen liegt
Loggia zum Aufenthalt von Personen bestimmte, teilweise oder ganz hinter die Fassade zurückspringende Plattform über Geländeniveau, die nicht über genutzten Bauteilen liegt
Oberflächenschutz zum Schutz vor mechanischen, atmosphärischen und/oder thermischen Einwirkungen aufgebrachte Schicht auf einer Abdichtung
Parkdeck durch fahrende oder ruhende Fahrzeuge genutzte Geschossdecke eines Parkhauses (zum Parken genutztes Bauwerk)
Spindel Spiralförmige Rampe zur Verbindung von zwei oder mehreren Parkdecks
Tragkonstruktion planmäßig statisch tragende Konstruktion bzw. Unterkonstruktion
Wartungsweg Fläche innerhalb einer nicht genutzten Fläche, die zu Wartungszwecken betreten werden kann
Autor*in: WEKA Redaktion