Fehlerfreie Bauwerksabdichtung – Haftungsrisiken und Folgekosten vermeiden
Mängel an Bauwerksabdichtungen erweisen sich als besonders schadensträchtig und gehören zu den größten Kostentreibern beim Bauen. Bauwerke müssen daher nach den neuesten Anforderungen korrekt abgedichtet werden. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Folgeschäden vermeiden können.
Die Bauwerksabdichtung verhindert, dass Bauteile feucht werden und Folgeschäden entstehen. Durch fehlerhafte Abdichtungen können Mängel wie Schimmelbildung, Korrosion und Abplatzungen am Putz entstehen. Die Folge sind hohe Kosten.
Bauwerksabdichtung planen
Fachbetriebe sind verantwortlich für verschiedene Abdichtungsarbeiten von der Bodenplatte bis zum Dach eines Gebäudes. Da die Belastungen und Anwendungsbereiche sich stark unterscheiden, müssen Facharbeiter auf unterschiedliche Weisen vorgehen.
Die zuständigen Normen DIN 18531 – 18534, an die sich die Fachbetriebe halten müssen, legen dies genau fest (s. Tabelle unten). Eine fachgerechte Planung und Ausführung vermeidet Nutzungseinschränkungen für Bauherren sowie Haftungsrisiken für Architekten, Ingenieure und ausführende Fachfirmen.
Anwendungsbereiche der Bauwerksabdichtung
Bauschäden an Bauwerksabdichtungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Eine der Ursachen hierfür sind die in den letzten Jahrzehnten steigenden Anforderungen an Kellerräume. Früher wurden Keller überwiegend als unbeheizte Lagerräume genutzt. Heutzutage werden Kellerräume oft als Fitnessraum, Partykeller, Hobbyraum, Sauna- oder Arbeitsbereich verwendet.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Anwendungsmöglichkeiten ist die Flachdachabdichtung. Flachdächer müssen aufgrund von Schäden durch nicht drückendes Wasser wie z.B. Regen abgedichtet werden.
Weitere Anwendungsbereiche von Bauwerksabdichtungen:
- Schwimmbäder
- Tunnel
- Brücken
- Verkehrsflächen
- Tiefgeschosse
- Kellerwände
- Sanitärräume
Die Anwendungsbereiche müssen besonderen Belastungen standhalten. Daher ist eine fachgerechte Ausführung der Abdichtungsarbeiten unerlässlich.
Erdberührte Bauwerksabdichtung
Am anfälligsten für Schäden einer erdberührten Bauwerksabdichtung sind Wände und Bodenflächen.
Bauschäden sind überwiegend mit Planungs- und Ausführungsfehlern verbunden. Dies führt zu Haftungsrisiken und im weiteren Verlauf zu kostspieligen Sanierungen sowie Nutzungseinschränkungen. Ein strukturiertes Mängelmanagement erleichtert hierbei die Dokumentation und Bearbeitung der entstandenen Schäden. Für erdberührte Bauteile gibt es verschiedene Abdichtungsarten:
Weiße Wanne
Die langlebigste Variante ist die weiße Wanne aus WU-Beton (hält ca. 80 Jahre). Dies ist ein nahezu wasserundurchlässiger Beton mit dichtem Gefüge, sodass begrenzt Flüssigkeit eindringen kann. Geregelt werden die Anforderungen durch die WU-Richtlinie vom Deutschen Ausschuss für Stahlbeton (DAfStb). Dies ist die unkomplizierteste Abdichtungsart, da hierbei keine weitere Abdichtungsschicht benötigt wird.
Schwarze Wanne
Bestehen die Bauteile aus keinem wasserdichten Material, so wird eine umlaufende, druckwasserdichte Abdichtung verwendet, die sogenannte schwarze Wanne oder bituminöse Abdichtung. Oftmals wurde die Maßnahme bei älteren Kellerabdichtungen angewendet. Die Abdichtung soll Schutz vor Grund-, Hoch- und Stauwasser bieten. Bei einer schwarzen Wanne wird eine vollflächige Abdichtungshaut angebracht (DIN 18533), die weniger langlebig ist als WU-Beton (ca. 30 Jahre).
Braune Wanne
Bei ausschließlich unterirdischen Bauteilen kann eine braune Wanne eingesetzt werden. Grund dafür ist der Druck, dem die Materialien ausgesetzt sind. Diese Abdichtung wird erdseitig auf WU-Betonkonstruktionen aufgebracht und besteht aus Ton mit einer hohen Quellfähigkeit.
Wasserbelastung
Bei der erdberührten Bauwerksabdichtung (DIN 18533) unterscheidet man zwischen zwei Wasserbelastungen: dem drückenden und dem nicht drückenden Wasser.
Nicht drückendes Wasser ist neben der im Erdboden vorhandenen Bodenfeuchte (bspw. Saugwasser, Haftwasser oder Kapillarwasser) jede Form von Oberflächen- und Sickerwasser (z.B. Regen). Hier entsteht entweder kein oder nur ein geringer Druck auf die Abdichtung.
Im Gegensatz dazu übt drückendes Wasser eine deutlich erhöhte gleichmäßige Belastung auf die Abdichtung des Bauwerks aus (z.B. Grundwasser, Hochwasser, Stauwasser oder Quellwasser). Wichtig für die Anwendung der erdberührten Bauwerksabdichtung ist die Wassereinwirkung. Sie wird in vier Klassen unterteilt:
W1-E – Bodenfeuchte und nicht drückendes Wasser
W2-E – drückendes Wasser
W3-E – nicht drückendes Wasser auf erdüberschüttete Decken
W4-E – Kapillarwasser in und unter erdberührten Decken sowie Spritzwasser am Wandsockel
Zusammenfassung der Normen DIN 18195 und 18531 – 18534
Norm | Anwendungen und Vorlagen |
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DIN 18531
Abdichtung von Dächern, Balkonen, Loggien und Laubengängen |
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DIN 18532
Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen |
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DIN 18533
Abdichtung von erdberührten Bauteilen |
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DIN 18534
Abdichtung von Innenräumen |
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DIN 18195
Abgelöst durch DIN 18531 – 18534 |
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Falsch ausgeführte Bauwerksabdichtungen können zu Mängeln wie Rissen im Mauerwerk und Schimmel an der Kellerwand führen. Die Normen sind ein unabdingbares Muss, das kostspielige Haftungsansprüchen für Planer und die ausführenden Gewerke vermeidet.
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