03.05.2021

Stress am Arbeitsplatz: Beugen Sie mit Unterweisungen vor

Stress am Arbeitsplatz kann zu massiven körperlichen und psychischen Erkrankungen führen und ist schon deshalb ein Fall für den betrieblichen Arbeits- und Gesundheitsschutz – zumal es wirkungsvolle Möglichkeiten gibt, diesem Stress vorzubeugen, ihn zu bewältigen und zu reduzieren. Das gilt auch in Zeiten der Pandemie. Lesen Sie heute mehr über Ursachen, Wirkungen und Symptome von Stress am Arbeitsplatz und lernen Sie ein einfaches Stressmodell kennen, das sich sehr gut für Ihre betrieblichen Unterweisungen eignet.

Auf junge Frau wirken viele Stressoren ein, aber sie verspürt keinen Stress am Arbeitsplatz.

Auslöser für Stress am Arbeitsplatz (Stressoren)

Klassische Auslöser für Stress am Arbeitsplatz sind natürlich Termindruck und Konflikte mit Kollegen und Vorgesetzten. Aber auch Faktoren im Inneren eines Menschen wie Sorgen und Ängste können stressauslösend sein. Letztlich ist es vor allem von der individuellen Bewertung eines Reizes (die oft unbewusst abläuft) abhängig, was in welcher Stärke als Stressor empfunden wird. Jedenfalls entsteht immer dann negativer Stress, wenn ein äußerer oder innerer Faktor als unangenehm bewertet wird.

Kurz nachgefragt: Was genau ist eigentlich Stress?

Stress wird vom Gehirn ausgelöst und macht den Körper bereit für eine wirkungsvolle Reaktion (Flucht oder Kampf). Dazu werden Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin ausgeschüttet, die sehr schnell wirken. Stress ist also gut und wichtig, um sich z.B. bei großen Arbeitsbeanspruchungen konzentrieren und gute Leistungen bringen zu können. Zum Problem wird Stress allerdings, wenn er ein Dauerzustand ist und die Stresshormone nicht mehr richtig abgebaut werden können. Bei solchem negativen Stress befindet sich der Körper ständig in Alarmbereitschaft.

Veranschaulichung der individuellen Widerstandsfähigkeit gegen Stress: das „Stressfass“

Bei welcher Belastungsintensität eine Person unter negativen Stress gerät, ist individuell höchst unterschiedlich. Gut beschreiben lässt sich die unterschiedliche Auswirkung von Stress auf einzelne Personen mithilfe des sogenannten „Stressfass“-Modells:

  • Kern des Modells ist das Bild eines Fasses, das mögliche Stressfaktoren (Termindruck, Sorgen um den Arbeitsplatz etc.) aufnimmt. Solange das Fass nicht überläuft, bleibt die Person stabil.
  • Wie groß das Fass ist, hängt im Wesentlichen von der genetischen Ausstattung und der erlebten Kindheit und Jugend ab. Je größer das Fass ist, desto stabiler reagiert eine Person auf negativen Stress.
  • Belastungen „füllen“ das Fass. Und zwar umso mehr, je mehr Konflikte es am Arbeitsplatz oder in der Familie gibt, je höher die Arbeitsintensität ist und je mehr frustrierende Erlebnisse vorkommen. Insbesondere schockartige Lebensereignisse (z.B. Tod des Partners) können das Fass in kurzer Zeit zum Überlaufen bringen.
  • Das Fass „leert“ sich durch Bewältigungsfaktoren, die den Stress ablaufen lassen. Dazu gehören ausreichende Pausen, eine gute Work-Life-Balance, eine realistische Anspruchshaltung an sich selbst, gute soziale Beziehungen zu Kollegen und Vorgesetzten sowie Sport und Entspannungsübungen.

Wie das Modell gut zeigt, kann niemand verallgemeinernd sagen, welche Stressintensität und welche Stressdauer bewältigbar sind und welche ein Stressfass zum Überlaufen bringen.

Am Arbeitsplatz kommt es deshalb darauf an, Beschäftigte für die Selbstbeobachtung zu sensibilisieren und für einen konstruktiven Umgang mit Stress zu qualifizieren.

Nutzen Sie das „Stressfass“ für Ihre Unterweisungen

Das Modell des Stressfasses ist für Unterweisungen besonders geeignet, weil es sehr anschaulich macht, wo die Beschäftigten präventiv oder bei ersten Symptomen ansetzen können: die Zufuhr von negativem Stress begrenzen und Bewältigungsstrategien entwickeln, um Stress „ablaufen“ zu lassen.

Achten Sie besonders auf diese Frühwarnzeichen

Wenn Stress chronisch wird, kann sich dies körperlich und psychisch auswirken. So nimmt z.B. die Verdauungstätigkeit ab und die Atmung wird flacher, wodurch weniger Sauerstoff im Gehirn ankommt. Eine unbewusste Kampfhaltung lässt die Schulter-, Nacken- und Rückenmuskulatur sich anspannen. Auch das Immunsystem wird geschwächt, weil Stresshormone Abwehrzellen blockieren. Beschäftigte können die Auswirkungen von chronischem Stress an einer ganzen Reihe unterschiedlicher Symptome erkennen:

  • Ein- und Durchschlafstörungen
  • Nervosität und Unruhe
  • schnelle Reizbarkeit
  • verminderter Antrieb
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Verspannungen (Nacken und Schulter)
  • erhöhter Puls
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • höhere Infektanfälligkeit
  • verminderte Libido

Wenn das Stressfass dauerhaft überläuft, drohen neben körperlichen vor allem psychische Erkrankungen wie depressive Episoden, Angst- oder Essstörungen. Vorläufer ist die chronische Erschöpfung, das sogenannte Burn-out-Syndrom.

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Autor*in: Markus Horn