Notfälle im Gefahrstofflager
Damit Gefahrstoffe in Ihrem Unternehmen sicher gelagert werden und Menschen nicht gefährden können, gibt es das speziell gesicherte und ausgestattete Gefahrstofflager. Was aber, wenn das Problem im Gefahrstofflager selbst auftritt, wenn also Gefahrstoffe innerhalb des Lagers freigesetzt werden?
Ein Gefahrstoffunfall ist ein Notfallereignis, das Sie nie mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen können – und auf das Sie sich deshalb vorbereiten müssen.
Wie es überhaupt zu Notfällen im Gefahrstofflager kommen kann
Gefahrstoffprodukte in einem Gefahrstofflager treten aus, wenn Behälter durch chemische Einwirkungen, Feuchtigkeit oder Alterung versagen oder sie nach Teilentnahmen nicht wieder ordnungsgemäß verschlossen wurden. Auch Nagetiere können Verpackungen – insbesondere aus Pappe und Papier – beschädigen.
Die erste und wichtigste Maßnahme: regelmäßige Kontrollen
Wird ein Gefahrstofflager ordnungsgemäß geführt, werden frei werdende Stoffe unmittelbar erkannt. Dazu sind ggf. regelmäßige Kontrollgänge durchzuführen.
Sofortmaßnahmen im Gefahrenfall
Tritt ein Gefahrenfall wie der Austritt von Gefahrstoffprodukten ein, haben die Beschäftigten den Gefahrenbereich umgehend zu verlassen. Maßnahmen zur Beseitigung des Gefahrenfalls sind in Abhängigkeit von den Stoffeigenschaften und den ausgetretenen Mengen zu ergreifen. Dazu ist in der Regel persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu tragen; weitere Schutzmaßnahmen sind u.a. dem Sicherheitsdatenblatt zu entnehmen.
Die richtige Ausrüstung muss immer vorhanden und direkt einsetzbar sein
- PSA: Im Rahmen der Notfallorganisation sollte auf der Basis der Gefährdungsbeurteilung Ausrüstung bevorratet werden, mit der sich Beschäftigte während der Aufnahme ausgetretener Gefahrstoffe schützen können.
- Bindemittel: Saure Bindemittel, Kieselgur, Saugtücher, Sand und andere geeignete Bindemittel und Adsorbenzien sind für den Notfall bereitzuhalten. Werden oxidierende Gefahrstoffe gelagert, sind für sie bei Austritt ausschließlich nicht brennbare Adsorbenzien zu verwenden. In Abhängigkeit von der gelagerten Gefahrstoffmenge sind die Bindemittel bzw. Adsorbenzien in ausreichender Menge vorrätig zu halten.
- Leere, dichte Behälter: Im Notfall sollten auch leere Behälter, die dicht verschließbar sind, vorhanden sein. In diese können undichte oder beschädigte Behälter, kontaminiertes Wasser oder gebrauchtes Bindemittel eingebracht werden.
- Werkzeuge: Schließlich müssen auch geeignete Gerätschaften zur Verfügung gestellt werden, um Gefahrstoffe rückhalten oder aufnehmen zu können.
- Reinigungsmittel: Geeignete Mittel zur abschließenden Reinigung müssen eingelagert werden und jederzeit verfügbar sein.
So wichtig wie die richtige Ausrüstung: ein gut aufgestelltes Notfallmanagement
Im Notfall kommt es auf jede Minute an, damit Schäden möglichst minimiert werden können. Dazu muss jeder beteiligte Beschäftigte wissen, was er wo, wie und wann zu tun hat, wenn ein Notfall vorliegt.
Das wiederum erreichen Sie am besten, indem Sie ein Notfallmanagement einrichten, damit Beschäftigte und Führungskräfte zielgerichtet und planvoll handeln können.
Inhalt Ihres Notfallmanagements ist die Festlegung, wie freigesetzte Gefahrstoffe beseitigt werden können, ohne dass dabei Menschen gefährdet werden.
Dabei wird konkret festgelegt, wie bei Entdeckung des Vorfalls vorgegangen werden muss, wie sich alle Anwesenden verhalten müssen und welche Personen welche Aufgaben haben.
Vertretungen müssen von Anfang an mitorganisiert sein!
Da Personen infolge von Schichtarbeit, Urlaub oder Arbeitsunfähigkeit nicht immer verfügbar sein können, sollte es jeweils mindestens eine Vertretung für jede wichtige Aufgabe geben.
Kompetenz und Informationszugang sind zu gewährleisten
Die Beschäftigten sollten Zugriff auf die Sicherheitsdatenblätter haben bzw. darin unterwiesen sein, wie sie diese schnell und sicher recherchieren können.