Mehr Fehltage aufgrund psychischer Belastungen
Die psychischen Belastungen steigen. Dies bestätigen nun Studien der KKH Kaufmännischen Krankenkasse und des Meinungsforschungsinstituts forsa. Sie spielten bereits vor der Coronapandemie zunehmend eine Rolle im Arbeitsschutz. Die mehr als zwei Jahre währende Ausnahmesituation hat diese Entwicklung offenbar noch verstärkt, genauso wie die weiteren Krisen in der Welt, Inflation und Teuerung. Speziell im Arbeitsalltag tragen vielerorts Personalmangel und erhöhte Anforderungen dazu bei.
Gleich um 85 % haben die ärztlich attestierten Fehltage aufgrund psychischer Belastungen im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum zugenommen, lautet ein Ergebnis der KKH-Studie. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es sich hierbei um Daten von pflicht- und freiwillig versicherten Mitgliedern (ohne Arbeitslose und Rentner/-innen) der Kaufmännischen Krankenkasse handelt. Ein weiteres Fazit: Die Zahl der Krankschreibungen im Verhältnis zu den berufstätigen Mitgliedern (die sog. Arbeitsunfähigkeitsquote) stieg im Berichtszeitraum um rund 32 %.
Als häufigste Ursache für die psychisch bedingten Krankschreibungen diagnostizierten die Ärzte akute Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen (41 %/Arbeitsunfähigkeitsquote plus 42 %).
forsa: Fast alle sind gestresst
Diese Entwicklung untermauert eine im Auftrag der KKH durchgeführte forsa-Umfrage vom Mai 2023. Teilgenommen haben insgesamt 1.004 Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren. Darunter befanden sich auch 722 Erwerbstätige. Von ihnen fühlten sich rund 50 % „häufig oder sehr häufig“ gestresst; fast 60 % stellten zudem fest, dass der Stress in den vergangenen ein bis zwei Jahren zugenommen habe.
Im Rahmen der forsa-Umfrage wurden auch die Ursachen für den Stress unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse: Fast die Hälfte (47 %) der im Job stehenden Personen belastete die Ausbildung bzw. der Beruf an sich stark. Genauso viele nannten aktuelle politische und gesellschaftliche Themen (z.B. Klimawandel, Inflation) als Stressfaktoren. Als belastend empfinden noch etwas mehr (51 %) der Arbeitnehmenden auch die hohen Ansprüche an sich selbst. Für 37 % sind es die ständige Erreichbarkeit über Smartphone und soziale Netzwerke; von finanziellen Sorgen fühlten sich 24 % geplagt.
Insgesamt zwei Drittel der befragten Erwerbstätigen gaben an, unter Stress „erschöpft und ausgebrannt“ zu sein – bei jeder dritten Person äußerte es sich in Form von Niedergeschlagenheit und Depressionen. Zu Angstzuständen führte der hohe Stresslevel bei jeder/jedem sechsten Beschäftigten.
Auch wenn diese beiden Studien einen relativ kleinen Ausschnitt der bundesweiten Lage beleuchten, dürften sie doch zumindest widerspiegeln, dass psychische Belastungen weiterhin und wohl mehr als je zuvor ein Thema für den Arbeitsschutz sind.