Der Klimawandel und seine Folgen für den Arbeitsschutz
Mehr Sommerhitze und UV-Strahlung, Stürme und Starkregen – der Klimawandel und seine Folgen setzen auch neue Maßstäbe bei der Prävention und den Schutzmaßnahmen für Beschäftigte in vielen Bereichen.
Das Thema beschäftigt Akteure im Arbeitsschutz weltweit. Dies zeigte sich im vergangenen Jahr auch bei einer internationalen Netzwerkveranstaltung, in deren Rahmen die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) und die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) das Thema „Klimawandel und Arbeitsschutz“ aufgriffen.
In Symposien und einem Workshop wurden verschiedene Arbeitsschutzthemen im Kontext des Klimawandels behandelt. So sprachen nationale und internationale Referentinnen und Referenten u.a. über die zunehmende Hitze und solare UV-Strahlung sowie über die Verbreitung von Infektionen und Allergien. Weitere Themen waren „Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft“ sowie die psychologischen Auswirkungen des Klimawandels.
Zusammenfassungen dieser fachlichen Diskurse können Sie nachlesen im Bericht „Climate Change meets Occupational Safety and Health“ vom November 2022, der als PDF zum Download auf der Homepage www.baua.de bereitsteht. Wie die BAuA berichtete, werden die Ergebnisse der insgesamt vier Symposien außerdem in die weitere Arbeit der Arbeitsministerien der G7-Staaten einfließen.
Sensibilisierte Führungskräfte
In vielen Betrieben ist diese Thematik offenbar schon angekommen. Dies bestätigt eine aktuelle, repräsentative Umfrage der DGUV unter mehr als 1.000 Beschäftigten aus über 20 Branchen: Rund ein Drittel von ihnen gab an, dass man sich in ihrem Betrieb mit dem Klimawandel und seinen Folgen für sicheres und gesundes Arbeiten bereits auseinandergesetzt habe. Besonders die Führungskräfte zeigten sich demnach sensibel gegenüber dem Einfluss des Klimawandels auf die Situation am Arbeitsplatz. Fast die Hälfte (43 %) von ihnen gab an, dass sich ihr Betrieb mit dessen Folgen für sicheres und gesundes Arbeiten bereits beschäftigt habe. Allerdings nehmen viele Beschäftigte ohne Führungsverantwortung dies bislang noch nicht so wahr: Nur 16 % von ihnen gaben an, dass sich der Klimawandel bereits auf ihre Arbeit auswirke.
Dr. Annekatrin Wetzstein vom Institut für Arbeit und Gesundheit der DGUV (IAG) appelliert daher an die Unternehmen: „Vorgesetzte in den Betrieben und Einrichtungen müssen die Bedingungen an den Arbeitsplätzen analysieren und Maßnahmen entwickeln, wie sie diese an die klimatischen Veränderungen anpassen können. Im Idealfall stimmen sie sich dabei mit den Beschäftigten ab.“
Mehr Handlungsbedarf bei Hitze
Denn: Der Klimawandel wirkt sich durchaus auf die Beschäftigten und deren Gesundheit aus. Neben physischen Beeinträchtigungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden durch Hitze stuften die Befragten auch psychische Stressreaktionen wie Reizbarkeit und Hilflosigkeit sowie Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen als Hauptrisiken für die Gesundheit im Zusammenhang mit dem Klimawandel ein. „Der Arbeitsschutz muss deshalb dazu beitragen, gesunde und sichere Arbeit auch unter den Bedingungen des Klimawandels sicherzustellen. Wir als gesetzliche Unfallversicherung möchten die Betriebe bei dieser Aufgabe unterstützen“, betont Dr. Stefan Hussy, Hauptgeschäftsführer der DGUV.
Alle Ergebnisse der Befragung „Gesundheitsgefahren durch Klimawandel“ finden Sie unter den Publikationen auf der Homepage www.dguv.de.
Sicherer fahren bei Sturm und Starkregen
Auch extreme Wetterereignisse wie Sturm/Orkan und Starkregen treten aufgrund des Klimawandels immer häufiger auf. Dies erfordert auch mehr Aufmerksamkeit im Straßenverkehr. Damit Beschäftigte auf Dienst- und Arbeitswegen sicher unterwegs sind, sollten Unternehmen eine Fahrkultur etablieren, die auf umsichtiges Verhalten bei Unwetter abzielt. Ein Beitrag in „Arbeit & Gesundheit“, der Präventionszeitschrift der DGUV (Ausgabe Januar 2023), gibt hierzu Tipps.
Demnach fördern Unternehmen ein sicheres Fahrverhalten, indem sie Risikofaktoren wie Erreichbarkeit und Zeitdruck minimieren. So sollten sich Beschäftigte z.B. bei schlechter Witterung Zeit nehmen dürfen, statt unbedingt pünktlich zu sein: am Arbeitsplatz, im Meeting, bei einem Außentermin oder bei Lieferfristen. Führungskräfte sollten betonen, dass es Vorrang hat, unfallfrei zur Arbeit und nach Hause zu kommen. Dazu Kay Schulte, Referatsleiter beim Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR): Insbesondere Führungskräfte haben großen Einfluss darauf, welchen Stellenwert die Beschäftigten der Verkehrssicherheit beimessen.“ Dazu gehört auch, Unwetter-Warn-Apps zu nutzen und sie der Belegschaft zu empfehlen. Kündigen sich Extremwetter an, sollten Führungskräfte die Beschäftigten aktiv darüber informieren. Sie sollten dazu aufrufen, vorsichtig zu fahren und mit gutem Beispiel vorangehen. Dienstfahrten sind dann nach Möglichkeit zu verschieben.