Hitze am Arbeitsplatz: Infos aus dem Arbeitsschutz und 10 Maßnahmen
Die Umgebungstemperatur beeinflusst Gesundheit und Wohlbefinden erheblich. Zu viel Hitze belastet Herz und Kreislauf und verringert die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit. Als Arbeitgeber sollten Sie berücksichtigen, was der Arbeitsschutz zu Hitze am Arbeitsplatz vorgibt. Nutzen Sie unsere 10 Maßnahmen, um die Innentemperaturen auf ein erträgliches Maß zu senken.
Hitze am Arbeitsplatz: Das sagen Arbeitsschutzgesetz & Co.
Bevor es um konkrete Maßnahmen geht, die Sie gegen Hitze im Büro ergreifen können, stellen wir Ihnen den gesetzlichen Rahmen vor. Was steht im Arbeitsrecht hinsichtlich hohen Temperaturen und Hitze? Die rechtliche Grundlage für Raumtemperaturen am Arbeitsplatz bilden in Deutschland vor allem
- das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG),
- die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) und
- die Technische Regel für Arbeitsstätten (ASR) A3.5 „Raumtemperatur“.
Dabei konkretisiert die ASR A3.5 die Anforderungen der ArbStättV hinsichtlich einer gesundheitlich zuträglichen Raumtemperatur in Arbeitsräumen. Sie gilt außerdem für Pausen- und Bereitschaftsräume, Kantinen, Sanitär- und Erste-Hilfe-Räume, an die betriebstechnisch keine spezifischen raumklimatischen Anforderungen gestellt werden.
Wann spricht man nun von „Hitze am Arbeitsplatz“? Laut der ASR A3.5 sollte die Lufttemperatur in Arbeitsstätten 26 °C nicht überschreiten. Noch bis zu einer Temperatur von 35 °C sind Tätigkeiten zumutbar – allerdings nur, wenn der Arbeitgeber besondere Schutzmaßnahmen veranlasst. Welche das genau sind, ist im Stufenmodell der ASR A3.5 festgelegt.
Hätten Sie’s gewusst? Definition Raumtemperatur im Sinne des Arbeitsschutzes
Als Raumtemperatur gilt im Arbeitsschutz die vom Menschen empfundene Temperatur. Sie wird nicht nur durch die Lufttemperatur bestimmt, sondern u. a. auch durch die Temperatur der Flächen in der Arbeitsumgebung, also insbesondere der Fenster, Wände, Decken und Fußböden.
Die Lufttemperatur hingegen ist die Temperatur der den Menschen umgebenden Luft ohne Einwirkung von Wärmestrahlung.
Maßnahmen bei über 26 °C
Überschreitet die Raumtemperatur am Arbeitsplatz +26 °C, sollten Arbeitgeber gemäß ASR A3.5 zusätzliche Maßnahmen ergreifen. Die ASR A3.5 nennt hier beispielhaft:
- Steuerung des Sonnenschutzes (z. B. Jalousien auch nach der Arbeitszeit geschlossen halten)
- Steuerung der Lüftungseinrichtungen (z. B. nächtliche Auskühlung)
- Reduzierung der inneren thermischen Lasten (z. B. elektrische Geräte nur bei Bedarf betreiben)
- Lüftung in den frühen Morgenstunden
- Einführung von Gleitzeitregelungen (Beschäftigte könnten z. B. früher beginnen und bei Nachmittagshitze Feierabend machen)
- Lockerung der Bekleidungsregelungen
- Festlegung zusätzlicher Entwärmungsphasen (seit einer Änderung der ASR A3.5 in 2021)
Wenn die Raumtemperatur 26 °C übersteigt, sollten Arbeitgeber außerdem geeignete Getränke bereitstellen, z. B. Wasser, das die Kriterien der Trinkwasserverordnung erfüllt. Bei über 30 °C sind Arbeitgeber sogar dazu verpflichtet. Auch diese Vorgabe ist seit 2021 neu in der ASR A3.5 hinzugekommen.
Maßnahmen bei über 35 °C
Überschreitet die Lufttemperatur im Arbeitsraum +35 °C, muss der Arbeitgeber Maßnahmen ergreifen, wie sie für Hitzearbeit üblich sind. Dazu zählen z. B. Hitzeschutzkleidung, Luftduschen, Wasserschleier oder weitere Entwärmungsphasen. Ansonsten dürfen Beschäftigte in dem Raum nicht arbeiten.
Gut zu wissen: Entwärmungsphase bedeutet, dass Mitarbeitende sich in Räume mit geringerer Hitzebelastung begeben. Dies muss keine Pause sein, solange die Beschäftigten nur leichte körperliche Arbeiten verrichten.
Hitze am Arbeitsplatz: Die Tätigkeit ist entscheidend
Die Richtwerte für Raumtemperatur am Arbeitsplatz hängen auch von der jeweiligen Tätigkeit ab. Klar: Wer sich bewegt, dem wird auch schneller warm.
Für leichte Tätigkeiten im Sitzen wie bei Büroarbeit gelten 20 °C als Minimum, denn auch zu kühl darf es nicht werden. Doch ebenso wenig darf die Raumtemperatur im Büro zu weit darüber liegen. Bereits bei 28 °C sinkt die Leistungsfähigkeit nachweislich um ein Drittel. In Büroräumen ist außerdem zu berücksichtigen, dass EDV-Geräte die Wärmebelastung erhöhen.
Das Raumklima insgesamt betrachten
Beim Raumklima spielt nicht nur die Temperatur eine Rolle, vielmehr spielen hier vier Faktoren
zusammen:
- Raumtemperatur
- Luftfeuchtigkeit
- Luftbewegung
- Luftqualität
Maßnahmen gegen Hitze am Arbeitsplatz
Ihre Fürsorgepflicht als Arbeitgeber erfordert bei Hitze entsprechende Gegenmaßnahmen. Als Führungskraft können Sie eine Vorauswahl treffen, welche der folgenden Tipps gegen Hitze im Büro Sie im Sinne des Arbeitsschutzes für zielführend halten und welche nicht. Es empfiehlt sich jedoch, vor der Umsetzung mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu sprechen. Denn Maßnahmen entfalten nur dann ihre Wirkung, wenn die Beschäftigten den Sinn verstehen und aktiv mitmachen.
1. Entwärmungsräume einrichten
Wenn Sie nicht alle Büroräume ausreichend kühlen können, sprechen Sie mit den Beschäftigten, ob sie kleine und fensterlose Räume für Entwärmungspausen nutzen möchten. Hier ist der Aufwand, mit mobilen Kühlgeräten die Temperaturen zu reduzieren, vertretbar. Dies ist insbesondere eine sinnvolle Maßnahme für Beschäftigte, die bei hohen Temperaturen mit Kreislaufproblemen kämpfen. Dabei sollte die Innentemperatur die Außentemperatur um nicht mehr als 6 °C unterschreiten.
2. Alle Beschattungsmöglichkeiten nutzen
Prüfen Sie, ob bei den Fenstern alle Beschattungsmöglichkeiten genutzt werden. So sollen die Jalousien nicht nur während, sondern auch nach der Arbeitszeit geschlossen werden. Sind von außen keine Beschattungsmöglichkeiten gegeben, prüfen Sie, ob die Fenster teilweise mit Thermofolien abgeklebt werden können. Diskutieren Sie das mit Ihren Beschäftigten – zwar können durch zusätzliche Beschattungen die Temperaturen sinken, aber nicht alle sitzen gerne in abgedunkelten Räumen mit eingeschränktem Sichtkontakt nach außen.
3. Lüftungsstrategie beschließen
Nicht selten sind Lüftungsmaßnahmen einzelnen Beschäftigten und damit dem Zufall überlassen. Besprechen Sie stattdessen mit dem Team, wie die Lüftung möglichst wirkungsvoll gestaltet werden kann. Lassen Sie die Räume über Nacht auskühlen. Lüften Sie in den frühen Morgenstunden noch einmal ausgiebig und lassen Sie tagsüber die Fenster geschlossen. Dies gilt insbesondere dann, wenn es eine Lüftungsanlage gibt. Das berühmte Durchlüften per Durchzug macht die Temperaturen keineswegs erträglicher, sondern bringt die Hitze erst recht in die Büroräume.
4. Thermische Lasten reduzieren
Sprechen Sie mit den Beschäftigten, wie thermische Lasten reduziert werden können. Betreiben Sie elektrische Geräte nur bei Bedarf und schalten Sie diese anschließend wieder aus. Alles, was einen Motor hat oder leuchtet, gehört auf den Prüfstand.
5. Ventilatoren nutzen
Fragen Sie, ob die Beschäftigen Ventilatoren einsetzen wollen. Sind keine Deckenventilatoren möglich, erleichtern Tisch-, Stand- oder Turmventilatoren die Luftzirkulation. Richten Sie die Ventilatoren am besten auf die Oberkörper, da bei einem kalten Luftzug ins Gesicht eine „Sommererkältung“ droht.
6. Hitze-Homeoffice einführen
Werden besonders heiße Tage vorhergesagt, ermöglichen Sie den Beschäftigten, zwischen Büro und Homeoffice zu wählen. Wer zu Hause über kühle Räume verfügt, muss nicht unbedingt ins aufgeheizte Büro kommen.
7. Ausreichend trinken
Bei hohen Temperaturen verliert der menschliche Körper bis zu drei Liter Flüssigkeit am Tag. Stellen Sie gut zugänglich Wasserkrüge mit gekühltem Wasser bereit. Der Durst wird vielen erst bewusst, wenn die Möglichkeit zu trinken wahrgenommen wird. Diskutieren Sie mit den Beschäftigten, wie die regelmäßige Befüllung und Kühlung der Wasserkrüge sichergestellt werden kann.
8. Erfrischend essen
Lagern Sie im Kühlschrank Obst und Gemüse mit hohem Wassergehalt. Als kühle Zwischenmahlzeit können z. B. Gurken und Tomaten die Körper der Beschäftigten von innen kühlen. Vielleicht können Teammitglieder auch Salate oder kalte Suppen mitbringen? Vermeiden Sie in Hitzephasen fettreiche Mahlzeiten und steigen Sie z. B. auf Reis, Gemüse und Salat um.
9. Die Haut kühlen
Zur kurzfristigen Abkühlung können die Beschäftigten die Handgelenke oder die Nackenpartie mit kaltem Wasser benetzen. Auch feuchte Tücher, die um Knöchel und Handgelenke gebunden werden, wirken kühlend. Ebenso vermitteln ätherische Öle, die auf Schläfen oder Gelenke aufgetragen werden und schnell verdunsten, ein Frischegefühl. Viele nutzen auch Wassersprays, um vor allem das Gesicht mit einem feinen und kühlen Wasserfilm zu überziehen. Bewahren Sie die Wassersprays am besten im Kühlschrank auf.
10. Die richtige Kleidung tragen
Ermutigen Sie die Beschäftigten, eine hitzeangepasste Kleidung, die das Schwitzen erleichtert, zu tragen – feuchtigkeitsdurchlässig, leicht und bequem. Das Schuhwerk ist am besten luftdurchlässig. Lockern Sie, sofern vorhanden, Bekleidungsregelungen (z. B. im Kundenverkehr). Ein Tipp, den alle zu Hause umsetzen können: Wer die Einlegesohlen der Schuhe über Nacht in den Kühlschrank legt, hat mehrere Stunden eine angenehme Kühlung der Füße.
Fazit: Viele Maßnahmen gegen Hitze am Arbeitsplatz lassen sich schnell umsetzen
Hohe Temperaturen und Hitze am Arbeitsplatz müssen nicht sein: Bereits einfache Mittel zeigen hier Wirkung. Gut sichtbare Maßnahmen wie z. B. gekühltes Obst und Getränke geben den Beschäftigten das Gefühl, dass sich der Betrieb für ihr Wohlbefinden engagiert. Damit wird die psychische Belastung, die Hitze immer auch bedeutet, reduziert. Eine ähnliche Wirkung hat das Sprechen über die Hitzebelastung: Wer sein Hitzeleid mit den Kolleginnen und Kollegen teilen kann, empfindet sich oft weniger stark belastet.