04.08.2022

Umfassender Hautschutz ist nicht schwer

Hauterkrankungen finden sich regelmäßig auf den Spitzenplätzen der betrieblichen Erkrankungsstatistiken. Der Hautschutz muss deshalb über den gängigen Schutzplan hinaus umfassend chemische, physikalische und biologische Einwirkungen berücksichtigen. Ein wichtiger Faktor: die Beschäftigten selbst, die ihre Haut in ihrer arbeitsfreien Zeit pflegen und für die notwendige Regeneration sorgen können.

Hautschutz

Beim betrieblichen Hautschutz können drei Hauptkomponenten genannt werden:

  • Richtiges Auftragen von Hautschutz bietet Schutz vor Arbeitsstoffen und UV-Strahlung, unterbindet ein Aufquellen der Haut und erleichtert die Reinigung.
  • Richtige Auswahl bei Hautreinigungsmitteln: Die Wahl des Reinigungsmittels sollte dem Grad der Verschmutzung entsprechen; nicht immer ist es nötig, die Haut mit chemischen Reinigern oder desinfizierenden Stoffen zu reinigen.
  • Hautpflege ist unerlässlich zur Vorbeugung von Hauterkrankungen. Pflegecremes oder -lotions für Hände, Unterarme oder Körper stellen eine nachhaltige Pflege der Haut sicher.

Warum Feuchtarbeit die Haut angreift

Über alle Branchen hinweg ist Feuchtarbeit eine der wichtigsten Ursachen von Hauterkrankungen. Feuchtarbeit liegt dann vor, wenn regelmäßig mehr als zwei Stunden pro Tag in feuchten Milieus gearbeitet wird bzw. im gleichen Umfang flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe getragen werden müssen.

Hauptproblem ist dabei das Aufquellen der Haut, wodurch die Hautstruktur verändert und die Barrierewirkung geschwächt werden kann. Dieser Effekt wird durch die Nutzung von Wasch-, Reinigungs- und Desinfektionsmitteln, die entfettend wirken, noch verstärkt. Grundsätzlich gilt, dass flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe weniger gefährdend sind als der Kontakt mit dem Wasser selbst. So entstehen Hautkrankheiten in der Regel nicht allein durch das Tragen dieser Schutzhandschuhe, sondern in Kombination mit chemischen oder mechanischen Gefährdungen.

Es ist aber davon auszugehen, dass nach dem Tragen dieser flüssigkeitsdichten Schutzhandschuhe die Haut empfindlicher auf mechanische Belastungen und auf Tenside reagiert und die Regeneration der Hautbarriere nur verzögert erfolgt. Deshalb gilt:

  • Bei Feuchtarbeit sind flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe zu tragen.
  • Im Zeitraum nach dem Tragen dieser Schutzhandschuhe besteht eine erhöhte Gefährdungslage für Erkrankungen bei mechanischen oder chemischen Einwirkungen.

Wie Gefahrstoffe den Hautschutz gefährden

Gefahrstoffe wie Säuren, Laugen, Lösungsmittel und Lacke können die Haut durch ätzende, irritative und sensibilisierende Effekte gefährden. Entscheidend für die Gefährdungsbeurteilung und daraus abgeleitete Schutzmaßnahmen bei Gefahrstoffen ist das Sicherheitsdatenblatt.

Zu berücksichtigen sind auch Eigenschaften, die langfristig hautschädigend wirken, wie beispielsweise bei wassergemischten Kühlschmierstoffen und wässrigen Tensidlösungen, aber auch durch Stoffe, die erst nach mechanischer Einwirkung wie Reibung oder Schnittverletzungen eine langfristig schädliche Wirkung entfalten können.

Außerdem ist im Bereich Gefahrstoffe an Hautsensibilisierungen, die allergische Ekzeme hervorrufen können, sowie hautresorptive Arbeitsstoffe wie Benzole oder Glykole in Bremsflüssigkeiten zu denken. Der jeweilige Gefährdungsgrad wird durch die H-Sätze nach CLP-Verordnung ermittelt.

So wirken physikalische Gefährdungen auf den Hautschutz

Physikalische Gefährdungen treten im Wesentlichen durch mechanische Einwirkungen, extreme Temperaturen und durch UV-Strahlung auf. Mit mechanischen Einwirkungen sind nicht nur offensichtliche und für die Betroffenen schmerzhafte Schnitte und Stiche gemeint; vielmehr können auch durch Mikroverletzungen Arbeitsstoffe in tiefere Hautschichten eindringen.

In der Gefährdungsbeurteilung ist deshalb der Kontakt mit rauen, scharfkantigen Objekten, künstlichen Mineralfasern, Metallschwämmen und mit Verpackungsmaterialien zu beurteilen. Auch die Verwendung von Paletten oder die Nutzung von reibemittelhaltigen Inhaltsstoffen und Bürsten kann Verletzungen verursachen. Ebenfalls zu den physikalischen Gefährdungen der Haut sind Hautrötungen und Sonnenbrand zu zählen, die durch UV-Strahlung entstehen.

Auch Biostoffe beeinflussen den Hautschutz

Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Viren können Infektionen hervorrufen sowie sensibilisierend und toxisch wirken. Im Umgang mit diesen Biostoffen gilt die Biostoffverordnung (BioStoffV).

Maßnahmen gegen erkannte Gefährdungen sind nach dem STOP-Prinzip durchzuführen. Da in vielen Fällen substitutive Maßnahmen nicht möglich sind, liegt der Schwerpunkt auf den technischen und organisatorischen Schutzvorkehrungen.

Als persönliche Schutzausrüstung (PSA) reichen meist flüssigkeitsdichte Schutzhandschuhe aus. Beim Umgang mit menschlichen Körpern z.B. in Gesundheitsberufen sind auch Hautgefährdungen durch Haut- und Nagelpilze, Krätzmilben sowie Läuse und Flöhe zu beurteilen. Weitere Gefährdungen bestehen durch das Eindringen von Infektionserregern (z.B. Hepatitis-B/C-Virus).

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Autor*in: Martin Buttenmüller