23.06.2023

Arbeitssicherheit an der Drehmaschine

Sicherheitsingenieur

Arbeiten an der Drehmaschine

Allgemein wird eine Drehmaschine den Werkzeugmaschinen zugeordnet. Durch rotierende Bewegungen – das Drehen – stellt sie meist runde Werkstücke her.

Aber auch die Herstellung von Kugel- oder Kegelformen ist mit einer Drehmaschine möglich. Dabei werden die Schnittbewegungen durch eine ständige Drehbewegung ausgelöst, die von dem Werkstück ausgeht. Bei jeder Drehbewegung wird ein Stück des Materials – ein sogenannter Span – abgeteilt, wodurch sich nach mehreren Drehbewegungen die gewünschte Form des Werkstücks herausbildet.

Die Drehmaschine eignet sich in erster Linie für die Einzel- und Kleinserienfertigung. Eine besondere Form der Drehmaschine ist die CNC-Drehmaschine. Als solche werden jene Maschinen bezeichnet, deren Bewegungsabläufe mittels Computersteuerung erfolgen. Mit ihnen können größere Mengen in gleichbleibender Qualität produziert werden.

Betrieb von Drehmaschinen

Jedes Unternehmen muss den Betrieb von Drehmaschinen individuell festlegen und planen. Eine genaue Betriebsbeschreibung der Maschine, bevor diese eingesetzt wird, ist nicht empfehlenswert, da sich die Verantwortlichen vor der Inbetriebnahme die folgenden Fragen stellen sollten:

  • Über welche Qualifikationen verfügen die Beschäftigten?
  • Soll die Drehmaschine für Serienproduktionen oder Einzelfertigungen eingesetzt werden?
  • Können Gefahren durch den Einfluss benachbarter Maschinen entstehen?
  • Wie viel Lärm wird der Einsatz der Maschine verursachen?
  • Wurde die Maschine zuvor unter Labor- bzw. Versuchsbedingungen getestet?

Sind diese Fragen beantwortet, kann die Maschine unter Berücksichtigung der arbeitsplatzbezogenen Gefährdungsbeurteilung eingesetzt werden. So ist ein optimal auf die individuellen Bedingungen des Einsatzorts abgestimmter Einsatz der Maschine gewährleistet.

Arten von Drehmaschinen

Die folgende Liste enthält die gängigsten Arten von Drehmaschinen. Dabei entscheidet zum einen das Anforderungsprofil an die Maschine, welcher Art sie zugeordnet wird, zum anderen entscheidet aber auch ihre Bauweise über die Zuteilung. Diese Arten von Drehmaschinen werden am häufigsten eingesetzt:

  • Leit- und Zugspindeldrehmaschine
  • Universaldrehmaschine
  • Karusselldrehmaschine
  • Senkrechtdrehmaschine mit selbstladender Spindel
  • Drehautomat
  • Flachbettdrehmaschine
  • Frontdrehmaschine
  • Ultrapräzisionsdrehmaschine
  • Drehschälmaschine

Sicher fräsen, drehen und bohren

Beim Drehen rotiert das eingespannte Werkstück um seine Achse, während das Werkzeug sich schräg oder senkrecht zur Drehachse auf das Werkstück zu bewegt und die gewünschte Kontur abfährt. Das Werkzeug wird von Hand oder maschinell bewegt.

Drehen ist ein dem Fräsen verwandtes Arbeitsverfahren, weshalb Sie Hinweise zum Fräsen auch auf das Drehen anwenden können. Drehen ist allerdings weniger unfallträchtig. Da sich das scharfe Werkzeug in den Händen des drehenden Mitarbeiters befindet oder maschinell an das Werkstück geführt wird, ist das Risiko für die Finger deutlich geringer als beim Fräsen.

Metallbearbeitung mit Drehmaschinen

Das Drehen von Metall erfordert geringere Drehzahlen als das von Holz, was das Risiko weiter herabsetzt. Es lassen sich durch die Richtung der Vorschubbewegung des Werkzeugs relativ zur Drehachse zylindrische Teile (Langdrehen, Vorschub längs der Drehachse) oder ebene Flächen (Plandrehen, Vorschub senkrecht zur Drehachse) herstellen. Durch Variationen können auch Schrauben, Kegel, Walzen, Profile und besondere Formen hergestellt werden.

Die Vorschubgeschwindigkeit hat einerseits Einfluss auf die Qualität der erzeugten Oberflächen – je geringer, desto glatter – und andererseits auf die Umweltverträglichkeit und Gesundheitsrisiken. Bei hoher Vorschubgeschwindigkeit entsteht sehr viel Reibungswärme, die dann mit Kühlschmierstoffen abgeführt werden muss. Es ist also empfehlenswert, geringere Vorschubgeschwindigkeiten zu wählen: Das Arbeitsergebnis ist besser, Sie sparen Kühlschmierstoffe und schonen die Umwelt und die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter.

Holzbearbeitung mit Drehmaschinen

Neben Holz lassen sich zwar auch andere Materialien wie Steine oder Kunststoffe durch Drechseln bearbeiten, dies kommt jedoch eher selten vor.

Beim Drechseln werden wegen des spröderen Materials deutlich höhere Drehzahlen als bei der Metallbearbeitung durch Drehen eingesetzt, das Verletzungsrisiko ist also höher. Das Werkzeug wird meist mit den Händen an das sich drehende Werkstück geführt, mechanischer Vorschub kommt seltener zum Einsatz.

Wieder entscheidet die Vorschubrichtung des Werkzeugs über das Arbeitsverfahren:

Beim Langholzdrehen dreht sich das Werkstück längs zur Faserrichtung, das Werkzeug wird senkrecht zur Längsachse herangeführt und parallel dazu über das Holz geführt. So entstehen z.B. Stäbe, Pfosten, Säulen und andere zur Drehachse symmetrische Figuren.

Beim Querholzdrehen wird die Stirnseite eines einseitig eingespannten Holzes bearbeitet, das Werkzeug also parallel zur Drehachse herangeführt und dann senkrecht dazu über die Fläche bewegt. So lassen sich Schalen, Teller, Ringe, Dosen und andere Formen herstellen.

Durch Variationen lassen sich auch Reifen, gewundene Säulen (Spiralen) und ovale Formen herstellen.

Schutzmaßnahmen bei Drehmaschinen

Gefahren beim Drehen und Drechseln gehen besonders von der Drehbewegung des Werkstücks aus. Neben den bei allen Arbeiten an Maschinen zu berücksichtigenden Schutzmaßnahmen müssen Ihre Mitarbeiter beim Drehen und Drechseln besonders folgende Maßnahmen beachten:

  • Sie müssen möglichst geringe Schnittgeschwindigkeiten wählen, um den Einsatz von Kühlschmierstoffen zu vermeiden.
  • Sie müssen das Werkstück exakt einspannen und den Spannschlüssel sofort danach entfernen.
  • Sie müssen während der Arbeit eng anliegende Kleidung tragen.
  • Sie müssen vor der Arbeit Krawatten, Halstücher, Schals und Schmuck wie Armreifen, Armbanduhren und Ringe ablegen.
  • Sie müssen lange Haare mit einem Netz oder einer Kappe fixieren.
  • Sie dürfen keine Schutzhandschuhe tragen.
  • Sie müssen – soweit vorhanden – eine Schutzhaube tragen.
  • Sie dürfen bei laufender Maschine nicht nach dem Werkstück greifen, es also nicht weiter bearbeiten, etwa feilen oder schmirgeln.
  • Messen, prüfen, warten und das Werkstück wechseln dürfen sie nur, wenn die Maschine stillsteht.
  • Wenn sie spröde Materialien drehen, müssen sie mit wegfliegenden Teilen rechnen und deshalb eine Schutzbrille tragen.
  • Bei laufender Maschine dürfen sie Späne nur mit einem Spänehaken entfernen.
  • Sie müssen den Arbeitsplatz sauber halten, nach der Arbeit also insbesondere alle Späne sorgfältig entfernen.
Autor*innen: WEKA Redaktion, Dr. Kurt Kropp

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