Die neue DGUV Information zu Handwerkzeugen
Nach 17 Jahren gibt es jetzt eine inhaltlich überarbeitete Fassung der DGUV Information 209-001 „Arbeiten mit Handwerkzeugen“. Sie bietet aktuelle und sicherheitsrelevante Hinweise zur Beschaffung, zum ergonomischen Einsatz, zur Verwendung und zur Instandhaltung von Handwerkzeugen.
Handwerkzeuge sind in den Betrieben so unverzichtbar und dauerhaft präsent wie eh und je. Leider ist oftmals das Sicherheitsbewusstsein im Umgang damit viel zu gering ausgeprägt. Die tatsächlichen Gefahren im Umgang mit Handwerkzeugen werden ganz einfach unterschätzt.
Dabei können ungeeignete oder mangelhafte Handwerkzeuge, ihre falsche oder allzu sorglose Anwendung und mangelnde Übung schnell zu Unfällen führen. Die neue DGUV Information 209-001 „Arbeiten mit Handwerkzeugen“ will hier gegensteuern und stellt ausführlich den sicheren Umgang mit den meistgenutzten Handwerkzeugen dar.
Wie mit Messern sicher umzugehen ist
Vor der Beschaffung eines Messers ist dessen Einsatzzweck zu ermitteln und danach sind Messertyp und erforderliche Qualitätsmerkmale festzulegen. Sofern DIN-Normen vorliegen, sind diese zu beachten. Grundsätzlich sollten Messer mit GS-Kennzeichen bevorzugt werden. Zur Arbeit mit Messern muss die Gefährdungsbeurteilung folgende Verletzungsgefahren thematisieren:
- Abrutschen eines Messers
- Abrutschen vom Griff eines Messers
- Herabfallen eines Messers
- Greifen in offene Klingen
- Verletzungen beim Klingenwechsel
- Verletzungen beim Messertransport
Besonders gefährlich sind Cuttermesser, die am besten in der Ausführung mit verdeckter Klinge beschafft werden sollten. Ist dies nicht möglich oder zielführend, sollte das Messer über einen automatisierten Klingeneinzug verfügen („Sicherheitsmesser“).
Um die Gefährdung bei einem Klingenwechsel zu reduzieren, sollte geprüft werden, ob Abbrechklingen genutzt werden können.
Im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung ist auch zu prüfen, ob sich Messer nicht durch andere Werkzeuge oder Arbeitsverfahren ersetzen lassen. Mögliche Substitutionswerkzeuge sind beispielsweise Streifenschneider für Gipskartonarbeiten, elektrische Dämmstoffsägen oder Kabelmesser und Abisolierzangen.
Das sollte beim Umgang mit Hämmern beachtet werden
Schlagwerkzeuge wie Hämmer und Beile bestehen aus unterschiedlichen Werkstoffen und es gibt sie in verschiedenen Maßen. Je nach Form und Gewicht sind die Stiele hinsichtlich ihrer Länge, ihrer Dicke und ihres Materials angepasst.
- Hämmer können aufgrund ihrer beschleunigten Masse gefährlich werden, insbesondere dann, wenn ungeeignete oder defekte Hämmer zum Einsatz kommen.
- Auch wenn geeignete Hämmer benutzt werden, besteht die Gefahr von Verletzungen durch Splitter, die sich vom Hammerkopf oder vom bearbeiteten Werkstück ablösen.
- Weitere Verletzungsgefahren entstehen durch Schläge auf Finger oder Hand, Bruch des Stiels und Rückwirkungen auf den Hand-, Arm- oder Schulterbereich.
Bei der Beschaffung muss der geplante konkrete Einsatzzweck beachtet werden. In vielen Fällen gibt es Normen, die Auskunft geben über werkstoffabhängige Ausführungen, Härten und Stielbefestigungen. Ansonsten kann das GS-Zeichen als Qualitätskriterium dienen.
Was den professionellen Einsatz von Meißeln und Körnern auszeichnet
Wie Hämmer gehören Meißel und Körner zu den Schlagwerkzeugen und bestehen aus dem Arbeitsende, dem Greifbereich und dem Schlagende. Arbeitsziele beim Einsatz von Meißeln und Körnern sind etwa das Trennen oder Verformen eines Werkstoffs. Wegen der aufgebrachten Schlagenergie und der Form des Arbeitsendes können Verletzungsgefahren auftreten wie:
- Fehlschläge
- Splitter vom Schlagende oder vom Werkstück
- Verrutschen des Handschutzes
- Lärm und Vibration
Für die verschiedenen Schlagwerkzeuge existieren vielfach DIN-Normen, etwa für Kreuzmeißel (DIN 6451), Körner (DIN 7250), Durchtreiber (DIN 6458) und Locheisen (DIN 7200). Für eine sichere Beschaffung müssen die Arbeitsverfahren (Verformen, Treiben, Trennen) sowie die Werkstücke, die mit den Schlagwerkzeugen bearbeitet werden sollen, bekannt sein. Nur so ist eine sichere Auswahl der Bauform und der erforderlichen Abmessungen möglich. Häufig lassen sich über den Einsatzzweck die einschlägige Norm und daraus wiederum die Anforderungen an das Schlagwerkzeug ableiten.
Die Basis für jeden sicheren und sachgerechten Einsatz: Pflege, Instandhaltung, Prüfung
Damit Handwerkzeuge sicher sind, müssen sie regelmäßig überprüft und instand gehalten werden:
- Die Pflege (reinigen, schärfen) ist anlassbezogen wie auch regelmäßig vorzunehmen.
- Mängel sind sofort zu beseitigen, es sei denn, eine fachkundige Person entscheidet, dass die weitere Verwendung zunächst sicher ist.
- Nach dem Einsatz sind eine Inaugenscheinnahme und eine Funktionskontrolle erforderlich.
- Wenn es eine Werkzeugausgabe gibt, prüft die ausgebende Person bei der Übergabe mindestens mit einer Sichtkontrolle, ob das Werkzeug sicher ist.
- Handwerkzeuge sollten grundsätzlich fettfrei sein. Fette, Stäube und Späne sollten entfernt werden. Nur bei längerer Einlagerung ist das Einölen bzw. Einfetten von Werkzeugen sinnvoll.
Wichtig ist, dass es klare Regelungen dafür gibt, wer für Reinigung, Pflege, Prüfung, Wartung und Instandsetzung verantwortlich ist.