Sicherheitsbeauftragter: Das sind seine Aufgaben
Stellen Sie sich vor, ein Mitarbeiter bemerkt, dass seine Kollegen Sicherheitsvorgaben missachten und kann das schnell an jemanden weitergeben, ohne dass er Vorgesetzte einschalten muss. Genau hier kommt der Sicherheitsbeauftragte ins Spiel. In diesem Artikel erfahren Sie, welche konkreten Aufgaben ein Sicherheitsbeauftragter übernimmt und wie Sie von seiner Expertise in Ihrem Betrieb profitieren können – für ein sichereres Arbeitsumfeld für alle.
Ein Sicherheitsbeauftragter hat ganz grundlegend die Aufgabe, den Unternehmer bei der Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu unterstützen. (vgl. § 20 DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“). Um hier richtig wirken zu können, kommen viele kleinere und größere Aufgaben im Arbeitsschutz für den Sicherheitsbeauftragten zusammen. Welche genau? Das lesen Sie im folgenden Abschnitt.
Aufgaben von Sicherheitsbeauftragten im Detail
1. Sicherheitstechnische Mängel und Unfallgefahren erkennen
Der Sicherheitsbeauftragte soll Vorgesetzte und Mitarbeiter auf Unfall- und Gesundheitsgefahren aufmerksam machen, sinnvollerweise auf solche, von denen er annehmen muss, dass sie noch nicht bekannt sind. Er muss also über die bekannten Gefahren gut informiert sein.
Tipp: Sicherheitsbeauftragte brauchen Zugang zu Gefährdungsbeurteilungen!
Sicherheitsbeauftragte orientieren sich bei ihrer Arbeit in der Regel an den Gefährdungsbeurteilungen. Sie sollten deshalb unkompliziert Zugriff darauf haben sowie über Änderungen und Ergänzungen schnell informiert werden. Idealerweise werden sie auch bei der Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen eingebunden.
2. An Betriebsbegehungen und Unfalluntersuchungen teilnehmen
Der Sicherheitsbeauftragte wird von sich aus keine gezielten Betriebsbegehungen durchführen: Er ist vor Ort und hat sein Arbeitsumfeld unmittelbar vor Augen. Findet aber in seinem Aufgabenbereich eine Betriebsbegehung statt, so sollte er immer Gelegenheit haben, daran teilzunehmen. So gewinnt er neue Einsichten in seinen Arbeitsbereich, er kann die Verhältnisse dort aus dem Blickwinkel der Begehenden betrachten. Zum anderen ist er selbst Informationsquelle für diejenigen, die mit seinem Arbeitsbereich nicht so vertraut sind.
Ähnliches gilt, wenn Unfälle und Berufskrankheiten untersucht werden: Einerseits gewinnt der Sicherheitsbeauftragte neue Erkenntnisse, andererseits kann er lokale Kenntnisse beisteuern. Er könnte z.B. darauf hinweisen, dass die Situation, die zu einem Unfall geführt hat, auch früher schon eingetreten ist und nur durch glückliche Umstände nichts passiert war.
3. Arbeitskollegen bei der Umsetzung des Arbeitsschutzes helfen
Den Mitarbeitern in seinem Aufgabenbereich begegnet der Sicherheitsbeauftragte als Kollege unter Kollegen. Das Verhältnis ist geprägt von gegenseitigem Kennen und Vertrauen und nicht hierarchischer Natur: Jeder weiß, dass der Sicherheitsbeauftragte keine Weisungsbefugnis hat. So kann man, ohne gleich disziplinarische Folgen androhen zu müssen, offen über Missstände und Fehlverhalten reden. Sieht der Sicherheitsbeauftragte z.B., dass ein Kollege den nötigen Gehörschutz nicht trägt, kann er einfach sagen: „Tu die Stöpsel rein!“ und meist ist die Sache dann erledigt.
Umgekehrt kann er Anregungen und Hinweise der Kollegen sammeln und nach oben kommunizieren, was sich manche Beschäftigte nicht trauen. Der Sicherheitsbeauftragte hat also die Aufgabe, vor Ort immer als Berater und Helfer in Sachen Arbeitsschutz zur Verfügung zu stehen.
Hinweis: Sicherheitsbeauftragte haben beratende Funktion
Sicherheitsbeauftragte haben keine Weisungsbefugnis, Sie beraten den Unternehmer oder Vorgesetzten lediglich. Deshalb haften sie weder zivil- noch strafrechtlich. Die rechtliche Verantwortung für die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz liegt beim Unternehmer.
4. Missstände beseitigen oder weitergeben
Der Sicherheitsbeauftragte vor Ort wird meist der Erste sein, der sicherheitstechnische Probleme und Mängel am Arbeitsplatz erkennt, und kann so auch als Erster auf deren Beseitigung hinwirken. Oft wird das aber außerhalb seiner Möglichkeiten und Kompetenzen liegen. Dann informiert er seine Vorgesetzten und gibt diesen so Gelegenheit, ohne Zeitverlust zu reagieren. „Typische“ Probleme sind hier z.B. der Zustand von Persönlicher Schutzausrüstung oder Stolperstellen.
Tipp: Elektronische Meldungen ermöglichen
Eine Vereinfachung der Meldeaufgaben von Sicherheitsbeauftragten bieten elektronische Meldungen, bei denen beispielsweise ein Smartphone-Foto (z.B. von zugestellten Flucht- und Rettungswegen) weitergeleitet wird. Auf dem gleichen Weg kann eine Rückmeldung über den Umgang mit solchen Missständen erfolgen. So erhalten die Sicherheitsbeauftragten eine Bestätigung ihrer Wirksamkeit und werden motiviert.
Aufgaben Sicherheitsbeauftragter: eine Auflistung
Die folgende Auflistung von Aufgaben, die Sicherheitsbeauftragte wahrnehmen können, ist eine Zusammenstellung aus Vorschriften, Regeln, Merkblättern und Erfahrungen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und andererseits auch nicht komplett abgearbeitet werden muss. Sicherheitsbeauftragte übernehmen beispielsweise folgende Aufgaben:
- auf Sicherheits- und Gesundheitsgefahren in seinem Aufgabenbereich achten
- Verhalten von Kollegen beobachten
- Vorbild im Arbeitsschutz sein
- an Betriebsbegehungen teilnehmen
- an Untersuchungen zu Unfällen und Berufskrankheiten teilnehmen
- bei Messungen zum Arbeitsschutz mitwirken, z.B. Lärmmessungen oder Gefahrstoffmessungen
- auf das Vorhandensein, den ordnungsgemäßen Zustand und die Benutzung von persönlichen Schutzausrüstungen achten
- darauf achten, dass Unfälle dem Vorgesetzten gemeldet werden
- auf das Vorhandensein und den gebrauchsfähigen Zustand von Feuerlöscheinrichtungen achten
- die Vorgesetzten auf bestehende Unfall- und Gesundheitsgefahren aufmerksam machen
- Kollegen über den sicheren Umgang mit Maschinen, Geräten und Arbeitsstoffen informieren
- Vorgesetzte auf sicherheitstechnische Mängel hinweisen und auf deren Beseitigung hinweisen
- sich besonders um neue Mitarbeiter, um Jugendliche, um den Mutterschutz und um Fremdfirmen kümmern
- das Arbeitsmittelverzeichnis führen
- bei der Pflege eines Arbeitsschutzmanagementsystems helfen
- bei Unterweisungen zur Arbeitssicherheit und zum Gesundheitsschutz mitwirken
Welche Aufgaben ein Sicherheitsbeauftragter in welchem Umfang erfüllt, hängt von den betrieblichen Verhältnissen und seiner eigenen Person ab. Sein Charakter, seine betriebliche Reputation, sein Arbeitspensum, das Verhältnis zu den Kollegen und den Vorgesetzten und nicht zuletzt seine Ausbildung beeinflussen seine Wirksamkeit.
Lesen Sie hinter dem Link mehr zur Ausbildung von Sicherheitsbeauftragten und der Frage, wer Sicherheitsbeauftragte ausbilden darf.
Pflichten des Unternehmers bei den Aufgaben von Sicherheitsbeauftragten
Ein Sicherheitsbeauftragte kann seinen Aufgaben nur wirksam nachkommen, wenn der Unternehmer ihn unterstützt. Die § 20 DGUV Vorschrift 1 verpflichtet den Unternehmer deshalb dazu,
- den Sicherheitsbeauftragten Gelegenheit zu geben, ihre Aufgaben zu erfüllen,
- Sicherheitsbeauftragten wegen der Erfüllung der ihnen übertragenen Aufgaben nicht zu benachteiligen,
- Sicherheitsbeauftragten die Gelegenheit zu geben, an Aus- und Fortbildungsmaßnahmen teilzunehmen.
Aufgaben von Sicherheitsbeauftragten schriftlich festhalten
Die Aufgaben sollten Sie in einer schriftlichen „Bestellung zum Sicherheitsbeauftragten“ festhalten. Auch wenn diese nicht zwingend vorgesehen ist, erleichtert das den Arbeitsschutz für Auftraggeber und Sicherheitsbeauftragten erheblich. Die schriftliche Bestellung nennt konkrete Tätigkeiten und Zuständigkeiten des Sicherheitsbeauftragten und sollte von beiden Seiten unterschrieben werden.
Wie werden Sie Sicherheitsbeauftragter?
Der Sicherheitsbeauftragte wird in Absprache mit der gewählten Mitarbeitervertretung und dem Betriebs- und Personalrat ernannt. Seine Rolle sollte umgehend allen Beschäftigten bekanntgegeben und im Firmenorganigramm ausgewiesen werden.
Da es sich um ein Ehrenamt handelt, ist es wichtig, dass der Mitarbeiter, der das Amt bekleidet, dies auf freiwilliger Basis macht. Wenn ein Sicherheitsbeauftragter seine Aufgaben gut erfüllt, spricht nichts dagegen, ihn auch entsprechend wertzuschätzen.
Sicherheitsbeauftragte: Aufgaben erfolgreich wahrnehmen durch Kommunikation
Kommunikation ist das Wichtigste, ja eigentlich das einzige Werkzeug, über das Sicherheitsbeauftragte im betrieblichen Alltag und im Verhältnis zu den Kolleginnen und Kollegen verfügen: Sie motivieren Kolleginnen und Kollegen zu sicherheitsgerechtem Verhalten und sprechen auch bei Führungskräften sicherheitsrelevante Themen an.
Um so wichtiger ist es, den Sicherheitsbeauftragten das Rüstzeug für eine überzeugende Gesprächsführung zu vermitteln. Deshalb sollte das Thema „Kommunikation für Sicherheitsbeauftragte“ nicht nur in der Grundqualifizierung, sondern auch in Fortbildungsmodulen eine wichtige Rolle spielen.
Tipps für die Vernetzung von Sicherheitsbeauftragten
Wichtig ist, die Sicherheitsbeauftragten „sichtbar“ zu machen, damit die Belegschaft ihr unterstützendes Angebot auch wirklich nutzt. Auch die Vernetzung der Sicherheitsbeauftragten mit den Führungskräften sollte durch regelmäßige Gespräche gestärkt werden. Die Vertreter der Sicherheitsbeauftragten sollten auch an den Sitzungen des Arbeitsschutzausschusses (ASA) teilnehmen.
Gerade in kleinen Betrieben stellt der fehlende Austausch ein großes Problem dar, so dass Sicherheitsbeauftragte ihre Aufgaben schlechter wahrnehmen können. Oft gibt es hier nur einen Sicherheitsbeauftragten.
Aufgabe für Sicherheitsbeauftragte: Pate für neue Beschäftigte?
Neue Beschäftigte erhalten zwar oft eine Erstunterweisung, ob sie die Inhalte verstanden und in der Praxis umgesetzt haben, wird dagegen in vielen Fällen nicht mehr beobachtet. Hier können Sicherheitsbeauftragte eine wichtige Patenaufgabe übernehmen: Sie sollten in der Erstunterweisung als Ansprechpartner genannt werden und die neuen Kollegen in allen sicherheitsrelevanten Fragestellungen unterstützen.